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Projekt hyggeBUS Sprinter


Nachdem vor etwa 2 Jahren der erste hyggeBUS auf Basis eines Renault TRAFIC‘s seinen Eigentümern übergeben wurde, ist es nun an der Zeit unseren ersten Ausbau im größeren Format zu präsentieren. Zudem ist es auch unser erstes Ausbauprojekt auf Basis eines gebrauchten Kundenfahrzeugs. Es handelt sich um einen komplett individuell geplanten Camping-Ausbau eines Mercedes-Benz Sprinters.


Das Fahrzeug

Der Sprinter aus dem Jahr 2014 war vor dem Ausbau als Nutzfahrzeug u.a. auf Baustellen in Gebrauch. Es handelt sich um eine Variante mit Doppelbereifung an der Hinterachse und einem zulässigen Gesamtgewicht von 5,5 t. So hatten wir auch recht viel Spielraum hinsichtlich des Gewichts des Ausbaus. Denn in diesem Fall wird die mögliche Zuladung durch das üblich zulässige Gesamtgewicht von ~3,2 bis 3,5 t (je nach Sprinter Baureihe) nicht eingeschränkt.


Nutzungsprofil und Kundenwünsche

Bevor die Planung eines Ausbaus beginnen kann, besprechen wir, wie genau das Nutzungsprofil der Kundschaft aussieht. In diesem Fall waren einige Eckpunkte ganz klar:

- Nutzung des Fahrzeugs als Familie mit 2 Erwachsenen, 2 Kindern & Hund

  • 4 vollwertige Schlafplätze + min. 4 eingetragene Sitzplätze

  • Aufstelldach mit 2 Schlafplätzen + komfortables 2 Pers. Längsbett im Heckbereich

  • 2 eingetragene „Zusatzsitze“, verstellbar auf Schienensystem (so sind mit den 3 Sitzen im Cockpit insgesamt 5 eingetragene Sitzplätze vorhanden)

  • Viel Stauraum, Arbeits- und Stellfläche

  • Kühlbox im Heck für die Kühlung des Hundefutters

- Wohnort in Portugal und Reiseziele in Südeuropa

  • Geringer Strombedarf: Stromversorgung kann normalerweise mit PV-Modulen gewährleistet werden, ohne dass große Speicherkapazitäten benötigt werden

  • Warmes Klima: Kompressor-Kühlschrank/-box für ausreichende Kühlleistung für Lebensmittel/Hundefutter

- Kochen & gemeinsam Essen soll für die ganze Familie gut möglich sein

  • Küchenzeile mit Spülbecken, Kochfeld, viel Arbeitsfläche und Stauraum

  • 4er-Sitzgruppe aus 2 Zusatzsitzen auf Schienensystem + Tisch + Sitzbank

- Integration einer Trockentrenntoilette in den Ausbau (war bereits in Besitz)

- Eine Dusche wird nicht benötigt


Grundriss

Durch diese Vorstellungen gab es also wesentliche Vorgaben, die elementaren Einfluss auf den möglichen Grundriss nehmen. Der Wunsch nach einem großen, komfortablen Längsbett für 2 Personen im Heckbereich hat hier natürlich großen Einfluss. Zudem war klar, dass sich die Sitz-gruppe mit beiden Zusatzsitzen auf der Fahrerseite hinter dem Cockpit befinden soll. So lag es nah, die Küchenzeile gegenüber auf der Beifahrerseite zu platzieren.

Da keine Dusche benötigt wird, konnte der vorhandene Platz zwischen Sitzgruppe und dem Bett im Heckbereich für den Kühlschrank und weiteren Stauraum in einem Hängeschrank verwendet werden. Der Küchenblock bietet so auch noch mehr Platz, da der Kühlschrank eben nicht in diesen integriert ist. So ergab sich die erste grobe Raumaufteilung.


Versorgung

Abseits des Grundrisses gilt es natürlich auch das Versorgungskonzept zu planen. Hier sind die Ansprüche der Familie jedoch nicht allzu hoch, da v.a. der recht geringe Energiebedarf speziell in Südeuropa durch die vielen Sonnenstunden mit PV-Modulen meist gut zu decken ist. Denn es wird keine Warmwasser-Aufbereitung benötigt und mit Gas gekocht, wodurch potenzielle Verbraucher wie ein elektronischer Warmwasser-Boiler und ein Induktionskochfeld wegfallen. Ebenso müssen keine größeren Akkus, bspw. für E-Bikes o.ä., geladen werden.

Letztlich muss also eine Versorgung der beiden Kühlgeräte, der Druckwasserpumpe für das Spülbecken, der Beleuchtung und den USB- bzw. 230V-Ladeoptionen gewährleistet sein. So ist der Energiebedarf der Familie auf Reisen nicht so hoch, dass eine Lithium-Batterie und größere Speicherkapazität vonnöten wären. Deshalb wurde sich gegen eine solche Option entschieden.


Strom

Eine 100 Ah AGM-Batterie sowie Verteilerkasten, Sicherungen und ein Kombigerät aus Netzladegerät, Solarladeregler und Batterieladegerät von Votronic befinden sich im Heck hinter dem Radkasten auf der Beifahrerseite, selbstverständlich mit eigener Holzverkleidung, ausge-stattet mit Spannverschlüssen. In die Verkleidung integriert sind eine 12 V Kfz-Steckdose für den Anschluss der Kühlbox auf dem Schwerlastauszug im Heck und auch eine 230 V Steckdose inkl. FI-Schalter für den Landstrombetrieb. Auf dem Dach ist im Heckbereich hinter dem Aufstelldach ein PV-Modul montiert.


Gas zum Kochen

Zum Kochen wird ein Gaskochfeld verwendet. Darüber hinaus wird kein Gas für die Heizung, die Kühleinheiten oder einen Warmwasser-Boiler benötigt, sodass man auch mit einem kleineren Gasvorrat lange autark reisen kann. Der Gaskasten ist in den Küchenblock integriert und wird nach außen geöffnet. So kann die Gasflasche bei geöffneter Schiebetür bequem getauscht werden.



Wasser & WC

Für die Frischwasserversorgung gibt es einen 80 l Frischwassertank und eine Druckwasserpumpe unter dem Bett im Heck auf der Beifahrerseite. Der Abwassertank hat seinen Platz unter dem Spülbecken im Küchenblock. Die Toilettenlösung war durch die vorhandene Trockentrenntoilette der Familie bereits gegeben. Diese haben wir auf Wunsch in einem Fach unter dem Bett integriert. Hier kann das WC mit 2 Handgriffen in den Innenraum herausgezogen werden. Über dem Fach befindet sich der Schalter für den Lüfter der Toilette.


Wärme

Damit auch etwas tiefere Temperaturen kein Problem sind, welche in den Wintermonaten natürlich auch in Südeuropa teils erreicht werden, haben wir eine Webasto Diesel Standheizung verbaut. Die Lüftungsausgänge sind mit Fußboden Elementen verkleidet, um sie entsprechend ansehnlich in den Ausbau zu integrieren. Die Steuerung der Standheizung befindet sich genau wie das Votronic Steuergerät direkt im Eingangsbereich der Schiebetür auf der Beifahrerseite, integriert in die Massivholz-Verkleidung des Hängeschranks über dem Küchenblock.



Wand- und Bodenaufbau

Grundriss und Versorgungskonzept definieren also bereits die Anordnung der Möbelelemente im Raum, welche Komponenten für die Versorgung benötigt werden und an welchen Stellen diese in den Grundriss integriert werden können. Bevor es dann aber um die genaue Einrichtung und Ausstattung geht, müssen evtl. Aufbereitungsarbeiten durchgeführt und Wand- sowie Bodenaufbau mit entsprechender Dämmung bedacht werden.

Die Dämmung wird einerseits benötigt, um einen gewissen Wärme- bzw. Kälteschutz zu gewährleisten, andererseits, damit eine grundlegende Schalldämmung vorhanden ist. Hier wollten die Kunden – ganz in unserem Interesse und nach unserer Empfehlung – auf eine natürliche Dämmung aus Schafwolle setzen. Diese bringt mit ihren guten Dämmwerten und ihrer Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen bzw. abzugeben und so die Luftfeuchtigkeit natürlich zu regulieren, sehr gute Eigenschaften für unsere Zwecke mit sich. Zudem kann Schafwolle Schadstoffe aus der Raumluft aufnehmen und binden, wodurch Wohngesundheit und Wohlbefinden im Innenraum gesteigert werden können. Wir haben daher die Karosserie-Innenwände mit Schafwoll-Bahnen-Dämmung von Isolena gedämmt. Unter dem Fußboden verbirgt sich eine Siebdruckplatte als Basis des Bodenaufbaus. Auf dieser wurden dann der Fußboden und das Schienensystem für die Zusatzsitze montiert.


Verkleidung & Möbel

Die Innenwände sind größtenteils mit hellgrauem Filz verkleidet, genauso wie die Kunststoff-abdeckungen der Seiten- und Hecktür(en). Der untere Bereich der Innenwand auf Fahrerseite bei der Sitzgruppe sowie die Decke des Innenraums wurden entsprechend der Optik der Möbel in Weiß gehalten.

Die Möbel sind aus Birken-Multiplex gefertigt und weiß lackiert. Für die Arbeits- und Stellflächen im Küchen- und Wohnbereich haben wir Leimholzplatten aus Eiche verwendet. Die seitliche Verkleidung der Hängeschränke wurde auf Kundenwunsch mit unbesäumten Eichen-Massivholzplatten (einseitig mit Baumrinde) umgesetzt. Sowohl Verkleidung als auch Arbeitsplatten sind geölt. Diese Kombination aus dunklerer Massivholzoptik und den hellen, weißen Holzflächen schafft aus unserer Sicht einen sehr schöne, stilvolle Holzoptik in einem eigenen „hyggeStil“, ohne den Raum zu dunkel und „schwer“ wirken zu lassen.


Ausstattung & Einrichtung im Detail

Schlafen

Das Doppelbett-Gestell und seine Unter-konstruktion stellen ein Highlight des Ausbaus dar. Auf Kundenwunsch mit qualitativen Holz-Lattenrosten sowie Matratzen aus dem Haushaltsbedarf ausgestattet, bietet es einen Schlafkomfort auf 1,90 m Länge und 1,60 m in der Breite, den man selten in konventionellen Camping-Ausbauten findet. Damit der Stauraum auf Fahrerseite und der Frischwassertank auf Beifahrerseite im Heckbereich leicht zugänglich sind, lassen sich die Lattenroste hochklappen und arretieren. So erreicht man mit einem Handgriff die jeweiligen Bereiche der Unterkonstruktion.

Auch an Details haben wir hier gedacht: Die hochklappbaren Enden der Lattenroste, sind per Gurt mit der Unterkonstruktion verbunden, damit es nicht möglich ist, beim Hochklappen des Lattenrosts die Hängeschränke über dem Bett versehentlich zu beschädigen. Die weiteren Schlafplätze befinden sich im Aufstelldach von SCA und bieten dort den gewohnten Komfort.


Stauraum

Ein wesentlicher Wunsch der Familie war es genügend Stauraum zur Verfügung zu haben, um sich bezüglich des Reisegepäcks nicht einschränken zu müssen, was hinsichtlich des zulässigen Gesamtgewichts von 5,5 t in diesem Fall eben auch möglich ist. Auf der Fahrerseite im Heckbereich befindet sich ein großzügiger Stauraum mit 2 m Länge unter der Bettkonstruktion. Im Innenraum über dem Bett sind beidseitig Hängeschränke montiert, je ein weiterer befindet sich über dem Küchenmodul und gegenüber von diesem über dem Kühlschrank. Abseits der Schubladen und Unterschränke des Küchenblocks gibt es eine große, tiefe Schublade neben dem Toilettenfach unter dem Bett. Zusätzlich lässt sich die Sitzbank der Sitzgruppe öffnen, wodurch noch mehr Stauraum verfügbar wird. Die Bank/Truhe lässt sich ganz einfach versetzen oder aus dem Fahrzeug entnehmen, da diese mit Handschrauben auf dem Schienensystem befestigt ist. Es ist möglich, Trennwände in die Truhe einzusetzen, um diese in mehrere Fächer zu unterteilen.


Sitzgruppe

Die Bank ist wie die Schränke und die Bettkonstruktion in Weiß gehalten und bildet gemeinsam mit den beiden Zusatzsitzen die gewünschte Sitzgruppe. Der Tisch kann entlang der in der Wand integrierten Schiene beliebig verschoben oder entfernt und zusammengeklappt werden. Die Tischplatte haben wir aus Paulowniaholz gefertigt, welches mit seinem geringen Eigengewicht perfekt für diesen Bedarf geeignet ist. Gleiches gilt für einen weiteren, kleineren Tisch für den Außenbereich. Dieser kann bei geöffneter Schiebetür neben dem Fahrzeug verwendet werden, indem er in der entsprechenden Schiene der Außenseite des Küchenblocks befestigt wird. Um den Tisch und den Bereich vor der Schiebetür auch bei hohen Temperaturen auf einem sonnigen Stellplatz angenehm nutzen zu können, haben wir eine Multirailschiene verbaut, sodass ein Vorzelt oder Sonnensegel hier unkompliziert befestigt werden können.


Küche

Neben dem Stauraum und einem 2-Flammen-Gaskochfeld aus Glaskeramik, war es besonders wichtig genügend Arbeits- und Stellflächen zu schaffen. Durch die Begrenzung auf 2 Kochfelder und eine Holzabdeckung des Spülbeckens bietet der Küchenblock an sich schon recht viel Arbeitsfläche. Zusätzlich wurde auf dem Unterschrank des Dometic Coolmatic CRX 110 Kompressor-Kühlschrank mit 109 l Volumen gegenüber des Küchenblocks ebenso eine Eichen-Leimholzplatte montiert, um auch diese Fläche gut nutzen zu können. Außerdem gibt es noch eine Erweiterung der Arbeitsfläche des Küchenblocks in Fahrtrichtung, die einfach ausgeklappt und arretiert werden kann.






Licht & Co.

Im Kundenfahrzeug waren bereits je ein großes Fenster in der Schiebetür sowie gegenüber auf der Fahrerseite vorhanden. Um noch ein wenig mehr Tageslicht im Innenraum genießen zu können, wurden im Heckbereich 2 zusätzliche Fenster verbaut, welche sich öffnen lassen und verdunkelt werden können. Ein Insektenschutz ist ebenfalls integriert. Bei geöffnetem Aufstelldach kommt noch weiteres Tageslicht hinzu.


Die elektronische Beleuchtung ist selbstverständlich allein aus funktionalen Gründen – v.a. beim Camping – besonders wichtig. Bei Verwendung etwas dunklerer Hölzer, wie in diesem Fall, ist sie aus unserer Sicht noch wichtiger, damit der Gesamteindruck des Raumes auch ohne Tageslicht nicht zu dunkel ist. Daher haben wir Linienleuchten unter den Hängeschränken im Heckbereich und in der Küche sowie an der Decke über der Küche und Sitzgruppe montiert. Auch das Aufstelldach haben wir mit Linienleuchten ausgestattet, die sich dort "per Touch" bedienen lassen. Ebenso haben wir eine Linienleuchte im Heckbereich unter der Kante des Betts montiert, um den Stauraum ausleuchten zu können. Zusätzlich gibt es jeweils zwei Flex-Leseleuchten im Heckbereich für das Bett und über dem Fenster der Sitzgruppe, die bei Bedarf zusätzlich genutzt werden können. USB-Anschlüsse zum Laden von Smartphones, etc. befinden sich bei den Leselampen des Betts im Heckbereich, in der Wand bei der Sitzgruppe und im Aufstelldach. Diese lassen sich "per Touch" separat ein- und ausschalten.

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